Ja, warum fahre ich, ein inzwischen 74-jähriger, in 19 Tagen 6.300 km allein auf seinem Motorrad quer durch Frankreich, bei Andorra über die Pyrenäen, westlich Madrid durch die Extremadura bis nach Ayamonte, den südlichen Grenzübergang von Spanien nach Portugal, durch Andalusien, über die Sierra de Gredos und durch das Baskenland zurück?

Ich könnte mich in leichter Bekleidung in mein bequemes Auto setzen, um rückenschonend und angepasst an die jeweilige Witterung durch Schiebe-Dach, Sitz-Heizung oder Air-Condition durch die Landschaft zu bummeln. Stattdessen quäle ich mich in meine Montur und schwere Stiefel, stülpe den Helm über, um meist entweder frierend oder schwitzend in unbequemer Haltung meine Kniegelenke zu strapazieren. Was treibt mich?

Es ist das Körpergefühl in Kurven, die Dynamik der Beschleunigung, der rüttelnde Fahrtwind, die Unmittelbarkeit der Witterung und das Wissen um die Gefährlichkeit. Die Mischung vermittelt den Kribbel einer Fortbewegung mit Risiko in unserem rundum wattierten Lebensraum.

Alleine zu reisen bedeutet, an jeder Wegegabelung, jeder Kreuzung aus dem Rundum-Blick über die Landschaft und dem Sonnenstand spontan die Fahrtrichtung zu entscheiden.

So entsteht auf dem Motorad eine beglückender Gefühls-Mix aus Freiheit und Risiko.

Beim Reisen mit dem Motorrad wird der Weg zum Ziel.

Warum ich mit dem Motorrad reise